3.1.2019

Die Nacht zum Tag machen – in einem nordischen Land

Ich muss sagen, für meine finnischen Kolleginnen und Kollegen funktioniert das gut, weil es erstens muss und zweitens, weil sie sich daran gewöhnt sind. Für mich, die ich erst seit zwei Wochen hier in Ruka lebe, funktioniert es bedingt. Zurzeit haben wir von 10.32 bis 13.43 Uhr wissenschaftlich garantierten Tag. Wenn ich den Wecker nicht stelle, wache ich meist nicht vor 9 oder 10 Uhr auf. Denn mein Körper signalisiert mir «Nacht» und schläft und schläft. Für meine Erholung ist dies wunderbar, allerdings muss ich gezwungenermassen auch Dinge nach dem Einbruch der Dunkelheit erledigen. Denn die nächsten Gäste kommen am Samstag. Und da muss ich vorbereitet sein.

Oder ich muss einkaufen gehen, mit dem Hund einen Spaziergang machen – und schliesslich will unsereins auch einmal eine Runde auf den Langlaufskiern drehen oder die Gegend erkunden. Leider sind die Möglichkeiten, dies alles bei hellichtem Tag zu tun, bei rund drei Stunden Tageslicht doch ziemlich limitiert! Manchmal schmiede ich Pläne und merke dann dank meiner App, uff, noch 1.43 Std. Tageslicht. Das schaffe ich ja gar nicht in dieser Zeit. Immerhin: Es geht stetig «obsi» mit dem Licht. Als wir angekommen sind, dauerte der Tag weniger als drei Stunden. Jetzt sind es schon 31/4 Std.!

Die Polarnacht: Nur innerhalb des Polarkreises!

Mir wurde vor meiner Abreise eine grosse Portion Mitleid zuteil, weil viele meinten, ich reise in die völlige Dunkelheit. Nun liegt aber Ruka rund 50 km unter dem Polarkreis und damit nicht in der Zone, wo die Sonne nicht mehr aufgeht. Und auch am Polarkreis selbst ist dies nur während eines Tags, nämlich am Tag der Wintersonnenwende, der Fall. Und hier zitiere ich Wikipedia: 

"Jedoch wird es auch am dunkelsten Tag des Jahres nicht überall jenseits der Polarkreise völlig dunkel. Das liegt u. a. daran, dass die Sonne in Horizontnähe infolge Refraktion (Lichtbrechung in der Erdatmosphäre) um mehr als ihren Durchmesser höher steht, sie kann daher trotz „theoretischer“ Polarnacht scheinbar vollständig aufgehen. Umgekehrtes gilt für Orte, die knapp unter dem Polarkreis liegen: Wegen der Refraktion kommt es erst etwas polnäher (ab etwa ± 67,16° Breite) zu der Erscheinung, dass die Sonne an mindestens einem Tag im Jahr nicht aufgeht."

Bei schönem Wetter haben wir also durchaus Sonne, nur eben nicht lange!  Das, was diese eher stille Zeit aber so attraktiv macht, ist die Zeit der Dämmerung. Sowohl am Morgen wie auch Nachmittag mischt der Himmel von Zartrosa über Goldblond bis Mystisch-Blau mit Pinkschimmer einfach das gesamte Farbenspektrum ab. Und das allein ist die Reise nach finnisch Lappland schon wert!